Hinter den Kulissen: Allrounder, die alles im Blick haben


12.08.2024

„Am besten ist es, wenn Apotheken und Patienten meine Arbeit gar nicht erst mitkriegen. Dann habe ich alles richtig gemacht.“

Matthias Hennecke

Techniker im Pharmagroßhandel

Matthias Hennecke ist ein Tausendsassa. Er kennt jeden Temperaturfühler in den Arzneimittelkühlschränken. Er weiß um jede Eigenart im kilometerlangen Transportsystem für Medikamente. Er hatte jeden Rauchmelder in den weitläufigen Hallen schon mal prüfend in der Hand und er kennt die Einbruchmeldeanlage aus dem Effeff. Selbst mit den Schrauben und Streben der Lagerregale steht er auf Du und Du. Matthias Hennecke ist Techniker in der Niederlassung einer pharmazeutischen Großhandlung.

Gemeinsam mit drei Kollegen sorgt der Elektromeister dafür, dass die Anlagen laufen, die die ausgefeilte Logistik im Pharmagroßhandel möglich machen. Beispiel Transportsystem: Hennecke und seine Kollegen arbeiten in zwei Schichten. Sie sind morgens die ersten in der Niederlassung. Sie starten die Transportanlage, auf der die Wannen für Arzneimittel durch die Lagerhallen rollen, prüfen die Förderbänder und das Druckluftsystem, säubern Laufrollen, tauschen defekte Teile aus, testen das Steuerungssystem. Wenn ab 7 Uhr die Kollegen im Lager und in der Konfektionierung ihren Tag beginnen, soll die Anlage reibungslos laufen.

Alles unaufgeregte Routine also? „Ja, wenn alles glatt läuft ist das so“, lacht Hennecke. Aber in einem komplexen System wie der Arzneimittellogistik, wo verschiedenste technische Anlagen und Steuerungssysteme ineinandergreifen müssen, gibt es naturgemäß auch jede Menge Schnittstellen, an denen es haken kann. „Da muss man Allrounder sein und alles im Blick haben“, sagt er. Und er weiß: „Manchmal können schon Kleinigkeiten einen Riesenwirbel verursachen.“

Beispiel Arzneimittelkühlung: Die meisten Medikamente können bei 15 bis 25 Grad Celsius gelagert und transportiert werden. Ein steigender Anteil an Medikamenten braucht jedoch eine Kühlung zwischen 2 bis 8 Grad Celsius. Diese Produkte werden in Kühlschränken gelagert, die durch Temperaturfühler permanent überwacht werden. Schon bei wenigen Zehntel Grad Abweichung gibt das System Alarm – und der landet dann unter anderem bei Matthias Hennecke. „Da muss nur beim Einräumen größerer Warenmengen die Kühlschranktür ein bisschen zu lange offenstehen“, sagt er. Hennecke oder einer seiner Kollegen muss dann in wenigen Minuten vor Ort sein, den Grund des Alarms finden und beheben.

Danach dann: Dokumentation. Jede noch so kleine Störung im Kühlsystem wird von der elektronischen Steuerung erfasst und muss anschließend erklärt werden: Wie lange hat die Abweichung gedauert? Was war der Grund? Was wurde unternommen und wie schnell? All das wird regelmäßig von den Aufsichtsbehörden kontrolliert und muss deshalb minutiös protokolliert werden. Schließlich geht es hier nicht um irgendwelche Waren, sondern um Arzneimittel. Und bei Medikamenten kann die Temperatur ein entscheidender Faktor für die Wirksamkeit und Sicherheit sein.

Für Techniker wie Matthias Hennecke kann das bedeuten, dass er auch ungewöhnliche Aufgaben übernehmen muss – so wie einmal an Silvester: „Da gab es kurz vor Feierabend ein Problem mit einer Kühlzelle, und jeder, der noch im Betrieb war, hat mit angepackt, und geholfen die Arzneimittel in eine andere Zelle umzupacken“, erzählt er. Die kaputte Zelle konnte im neuen Jahr repariert werden – ohne dass das die Lieferfähigkeit der Großhandlung beeinträchtig hat. „Und genau so soll das auch sein“, sagt Hennecke. Denn: „Am besten ist es, wenn Apotheken und Patienten meine Arbeit gar nicht erst mitkriegen. Dann habe ich alles richtig gemacht.“

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