Gute Vertriebspraxis – gute Laune inklusive


23.02.2024

„Wir Auslieferungsfahrer sind ein wichtiges Glied in der Kette. Wenn wir nicht losfahren, kommen Arzneimittel nicht an. In der Apotheke nicht und dann auch nicht beim Patienten.“

Knut Köhler

Auslieferungsfahrer im Pharmagroßhandel

Er fährt gern Auto. Und es macht ihn nichts aus, wenn er den größten Teil des Tages allein unterwegs ist. Aber er liebt es, wenn er in den Apotheken nicht nur die Auslieferungsboxen abgibt, sondern auch einen witzigen Spruch loswird und damit fröhliche Stimmung verbreitet. „Es macht dann einfach mehr Spaß,“ sagt er, weil er dann weiterfährt und weiß: In der Apotheke haben sie jetzt gute Laune.

Knut Köhler kennt seine Apotheken ziemlich gut, denn der 62-Jährige fährt schon seit 30 Jahren Medikamente für eine pharmazeutische Großhandlung aus. Immer die gleiche Tour, dreimal am Tag. Damit ist er ein entscheidendes Glied in der schnellen Lieferkette für Arzneimittel: Auslieferungsfahrer wie Köhler sorgen dafür, dass jede Apotheke in Deutschland Medikamente nicht nur am gleichen Tag, sondern in der Regel innerhalb weniger Stunden besorgen kann. Wer vormittags ein Rezept in der Apotheke abgibt, bekommt am Nachmittag das Medikament – und kann sicher sein, dass dessen Qualität und Wirkung so sind, wie sie sein sollen. Denn auch während des Transports zur Apotheke werden Medikamente nach GDP-Standards (Good Distribution Practice/gute Vertriebspraxis) gehandhabt.

Um das zu gewährleisten, beginnt Köhlers Arbeitstag in der Pharmagroßhandlung an einem Tresor. Dort holt er sich Schlüssel und Papiere für sein Auslieferungsfahrzeug und einen Scanner – sein wichtigstes Arbeitswerkzeug. Der Scanner ist Köhlers Verbindung zum elektronischen Warenwirtschaftssystem der Großhandlung. Er ermöglicht, dass Arzneimittel auch auf dem Weg zwischen Großhandelsniederlassung und Apotheke ständig überwacht sind: Bevor Köhler eine Transportbox in sein Fahrzeug lädt, scannt er den aufgeklebten Strichcode der Box. Das System registriert damit genau, welche Medikamente jetzt auf dem Weg zu welcher Apotheke sind.

Später, wenn Köhler die Box in der Apotheke abgibt, wird er den Code erneut einscannen – und dem System so mitteilen, dass die Arzneimittel angekommen sind. Köhler weiß übrigens nicht, welche Medikamente in der Box sind, denn öffnen darf er sie nicht. Entscheidend für ihn ist, dass er pünktlich in seinen Apotheken ankommt, denn sein Routenplan ist eng getaktet. Das zeigen schon die Bezeichnungen seiner Touren: „10:19“ heißt zum Beispiel die Vormittagstour. „Das ist die angestrebte Abfahrtszeit“ erklärt Köhler, und die versucht er möglichst exakt einzuhalten. Kommt er zu spät raus, stehen auch die Zeitfenster für die Auslieferung auf der Kippe. Wenn dann noch irgendwo Stau ist… 

Köhler hat nur einen kleinen Zeitpuffer. Wenn er absehen kann, dass er sich um mehr als 15 Minuten verspätet, muss er in der Niederlassung anrufen, die dann auch die Apotheke informiert. Das ärgert ihn jedes Mal. Ebenso wie Lieferengpässe. Sind Medikamente länger nicht verfügbar, stauen sich die Bestellungen im Großhandel. Wenn dann die Arzneimittel wieder da sind, müssen größere Mengen ausgeliefert werden. Köhlers Auto ist dann voller. Er muss geschickter packen, damit er während der Tour schnell an die jeweils richtigen Boxen kommt. „Und in den Apotheken muss ich zwei oder dreimal laufen, um alle Boxen zu entladen.“ Diesen Mehraufwand wird Knut Köhler weiter betreiben müssen – bis eine nachhaltige politische Lösung für die anhaltenden Lieferengpässe gefunden ist.

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