Arzneimittelkommissionierung: automatisch – aber mit Seele


16.02.2024

„In der Kommissionierung muss es schnell und präzise zugehen. Schließlich wollen wir, dass an jede Apotheke nicht nur Medikamente, sondern die richtigen Medikamente geliefert werden.“

Manuela Zschiedrich

Mitarbeiterin in der Kommissionierung im Pharmagroßhandel

Manuela Zschiedrich hat fast immer gute Laune. Das liege daran, dass sie ihren Job einfach „supergern“ mache, sagt sie. Und Manuela Zschiedrich weiß immer, welche Medikamente gerade besonders gefragt sind. Das liegt daran, dass sie am liebsten in der Kommissionierung von häufig verordneten Arzneimitteln arbeitet. Im Winter sind das zum Beispiel Erkältungsmittel. Blutdrucksenker und Schmerzmittel dagegen gehören das ganze Jahr über zu den so genannten „Schnelldrehern“, die nie lange in den Lagerregalen liegen. Für diese Produkte wäre es viel zu aufwändig, wenn bei jeder Apothekenbestellung erst mal ein Mitarbeiter ins Lager müsste um ein paar Schachteln zu holen. Deshalb werden Schnelldreher automatisch kommissioniert. Und Manuela Zschiedrich sorgt dafür, dass das reibungslos klappt. Sie ist unter anderem dafür zuständig, dass der Kommissionierautomat immer ausreichend gefüllt ist.

Gut 80 Meter ist so ein Automat lang. Er besteht aus senkrechten Schächten, in die – je nach Schachtelgröße – bis zu 90 Arzneimittelpäckchen passen. Unterhalb der Schächte transportiert ein Förderband die Auslieferungswannen, in denen die Medikamente später zur Apotheke gebracht werden. Je nach Bestellung stoppt die Wanne kurz unter einem Auswerfer, die geforderte Anzahl Arzneimittelpäckchen gleiten in die Wanne, und weiter geht’s – entweder zum nächsten Auswerfer oder direkt zum Endpunkt der Kommissionierung, wenn die Bestellung vollständig ist.

Mehr als die Hälfte aller täglich ausgelieferten Arzneimittel werden so kommissioniert. Insgesamt gut 3.600 verschiedene Produkte. Viel zu viel, um ständig den Überblick zu haben, was als nächstes gebraucht wird. Dabei hilft ein ausgeklügeltes digitales Steuerungssystem, das den kompletten Warenbestand einer Großhandlung in Echtzeit abbildet. Das System berechnet permanent, welche Automatenschächte als nächstes aufgefüllt werden müssen und funkt diese Info an Zschiedrichs mobilen Scanner.

So weiß die 58-Jährige, welches Arzneimittel als nächstes drankommt und wo es hin muss. Allerdings kann sie nicht einfach die neuen Schachteln stapelweise in den Automaten schichten. Sie muss darauf achten, dass die Schachteln so liegen, dass der Scanner am Ende des Schachts den Strichcode lesen kann. Und sie muss alle neu eingefüllten Schachteln per Hand scannen, damit die Info der Produktcharge im System immer exakt und aktuell ist.

In den gut 30 Jahren, die Zschiedrich diesen Job inzwischen macht, hat sie so einiges über die Arzneimittel gelernt, mit denen sie täglich umgeht: die Namen und die Wirkstoffe, die Anwendungsgebiete, ob ein Medikament oft verordnet wird und welche Nebenwirkungen es hat. „Das hat mich einfach interessiert“, sagt sie. Und: „Je mehr ich weiß, desto flexibler bin ich einsetzbar.“ Sie arbeitet längst nicht mehr nur am Automaten, sondern auch in der Sonderkommissionierung, wo spezielle Bestellungen zusammengestellt werden, große Mengen etwa. Oder in der Retourenannahme, wo Produkte zurück ins System aufgenommen werden. Und wenn neue Leute im Betrieb anfangen, gehört Zschiedrich gern zu denen, die ihnen „von der Pike auf“ erklären, wie der Job funktioniert. Das ist ihr wichtig. „Es reicht nicht, nur die Aufgabe zu sehen, die man direkt vor der Nase hat. Man muss auch das sehen, was drumherum gemacht werden muss“, findet sie. Ein Grund mehr – neben ihrer guten Laune –, warum die Kollegen sie gern „die gute Seele vom Automaten“ nennen.

Mehr zu #WirLiefernGesundheit und den vielfältigen Aufgaben im Pharmagroßhandel erfahren Sie hier.