Der Anteil an hochpreisigen Medikamenten im Pharmagroßhandel hat weiter zugenommen und beträgt erstmals mehr als 40 Prozent des Umsatzes mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln. Das geht aus der Halbjahresstatistik des PHAGRO | Bundesverband des pharmazeutischen Großhandels hervor. „Der immer höhere Anteil dieser teuren Medikamente bedeutet für uns keine Erträge, sondern Kosten“, sagen die PHAGRO-Geschäftsführer Michael Dammann und Thomas Porstner. Sie verweisen darauf, dass der gesetzliche Großhandelszuschlag ab einem Packungspreis von 1.200 Euro gedeckelt ist. Zur Erfüllung des gesetzlichen Sicherstellungsauftrags hat der pharmazeutische Großhandel enorme Anstrengungen aufzubringen, um die hochpreisigen Arzneimittel bedarfsgerecht vorrätig zu halten. „Wir erwarten, dass die Politik diese besondere Leistung des Pharmagroßhandels anerkennt und ihn nicht zusätzlich belastet“, so Porstner und Dammann.
Auf der Basis von Kennzahlen des Kölner Instituts für Handelsforschung (IFH) zeigt der PHAGRO, der sämtliche vollversorgenden Pharmagroßhandlungen in Deutschland vertritt, dass der Umsatz mit hochpreisigen Arzneimitteln im ersten Halbjahr 2024 einen nie dagewesenen Höchststand erreicht hat. Mit 7,03 Mrd. Euro lag er erstmals über 7 Mrd. Euro. Die Zunahme verläuft rasant: Noch vor fünf Jahren lag der Umsatz zur Jahresmitte bei nur 4,25 Mrd. Euro.
Entsprechend steigt der Umsatzanteil der sogenannten Hochpreiser: Vor fünf Jahren noch bei 31,8 Prozent, hat der Anteil am Gesamtumsatz mit rezeptpflichtigen Medikamenten im Juli dieses Jahres erstmals die Marke von 40 Prozent überschritten. Da der Großhandel jedoch höchstens 38,53 Euro pro Packung verdient, sind hochpreisige Arzneimittel ein empfindlicher Kostenfaktor, erklären Michael Dammann und Thomas Porstner: „Die Versorgung von Apotheken mit sehr teuren Arzneimitteln, ist für den pharmazeutischen Großhandel ein Minusgeschäft. Ihre Beschaffung und Lagerung kosten uns in Zeiten hoher Zinsen viel Geld.“
Die PHAGRO-Geschäftsführer betonen, dass der Pharmagroßhandel durch seine Vorfinanzierungsleistung den gesamten Arzneimittelmarkt stabilisiert: „Für Großhandel und Apotheken sind Hochpreiser inzwischen keine Seltenheit mehr, sondern Tagesgeschäft. Der vollversorgende Großhandel stellt sicher, dass diese Medikamente, soweit verfügbar, in jeder Apotheke in kürzester Zeit erhältlich sind. Denn keine Apotheke kann Medikamente, deren Packungspreise in die Zehntausende gehen, für den Bedarfsfall vorhalten. Selbstverständlich erbringen wir diese Leistung im Sinne der Versorgungssicherheit und unseres Sicherstellungsauftrages, benötigen dafür aber eine verlässliche Vergütung.“