Austausch über die Zukunft der Arzneimittelversorgung


Eine Premiere und ein wichtiger Austausch zu einem dringenden gesundheitspolitischen Thema: Erstmals hat der Bundesverband des pharmazeutischen Großhandels (PHAGRO) zu einem Parlamentarischen Abend eingeladen – und dabei die Frage ins Zentrum gerückt, wie die Arzneimittelversorgung in Deutschland auch in Zukunft gesichert werden kann. Im LaFlor in Berlin kamen am 16. Oktober zahlreiche Entscheider und Experten aus Bundestag, Ministerien, Behörden und Verbänden sowie Marktpartner des Pharmagroßhandels und Weggefährten des PHAGRO zu einem intensiven Austausch in gelöster Atmosphäre zusammen. In den Statements der Bundestagsabgeordneten Martina Stamm-Fibich (SPD) und Tino Sorge (CDU) sowie des BMG-Abteilungsleiters für Arzneimittel, Thomas Müller, kam viel Wertschätzung für den pharmazeutischen Großhandel zum Ausdruck.

Der PHAGRO-Vorsitzende Marcus Freitag betonte in seiner Begrüßung, wie wichtig der Austausch aller an der Arzneimittelversorgung Beteiligter ist. Gerade in der aktuellen Situation sei dieser dringender denn je: „Lassen Sie uns miteinander und nicht übereinander sprechen. Lassen Sie uns Allianzen schmieden und uns nicht auseinanderdividieren.“ Lieferengpässe, eine unterfinanzierte Infrastruktur in der Arzneimittelversorgung und neue Entwicklungen und Player im Arzneimittelmarkt – der Handlungsbedarf sei groß.

Mit Blick auf die aktuelle Skonto-Debatte betonte Freitag, der vollversorgende Pharmagroßhandel stelle sicher, dass Patientinnen und Patienten in der Apotheke alle nachgefragten Arzneimittel in der Regel noch am selben Tag erhalten. Dieses hohe Leistungsniveau stehe jedoch auf dem Spiel, wenn bei stetig steigenden Kosten die gesetzliche Großhandelsvergütung untergraben wird. Stattdessen müsse die Infrastruktur von Großhandel, Apotheken und Industrie gestärkt und für die Zukunft gesichert werden.

Unverzichtbare Schnittstelle zwischen den Herstellern und den Apotheken“

In allen Reden kam die besondere Bedeutung des vollversorgenden Pharmagroßhandels für die wohnortnahe Gesundheitsversorgung zum Ausdruck. „Die Großhändler fungieren als unverzichtbare Schnittstelle zwischen den Herstellern und den Apotheken und sichern damit die Versorgung der Patientinnen und Patienten in ganz Deutschland“, sagte die SPD-Abgeordnete Stamm-Fibich, Berichterstatterin ihrer Fraktion für die Arzneimittelversorgung. Gerade in Zeiten von Lieferengpässen sei der pharmazeutische Großhandel ein verlässlicher Partner und federe so manche Schwankungen im Angebot ab.

Durch die Einführung des Service-Level-Indikators habe der Großhandel eine wichtige Frühwarnfunktion im Kampf gegen Lieferengpässe übernommen, betonte Stamm-Fibich. Dennoch werde die Arzneimittelversorgung auch in der kommenden Wahlperiode ein Thema für die Politik bleiben. Die SPD-Abgeordnete betonte, der PHAGRO stehe für „konstruktive Lösungsvorschläge mit Augenmaß“. „Davon brauchen wir mehr. Kritik ist wichtig, aber wir müssen zueinander finden, sonst können wir die Probleme nicht lösen“, so Stamm-Fibich.

Pharmagroßhandel als „Rückgrat der Arzneimittelversorgung“

Ein Lob für die versammelten Großhändler sprach Tino Sorge, gesundheitspolitischer Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, aus: „Ich will auch mal Danke sagen, dass Sie, so wie Sie das jeden Tag organisieren, dazu beitragen, dass die Akzeptanz in der Bevölkerung in den pharmazeutischen Großhandel sehr hoch ist.“ Mit der Bereitstellung von Verfügbarkeitsmeldungen und Service-Level-Daten sei der PHAGRO einen sehr innovativen und konstruktiven Weg gegangen.

Der Pharmagroßhandel, wiewohl für die Öffentlichkeit nicht immer sichtbar, sei das „Rückgrat der Arzneimittelversorgung“, betonte der für Arzneimittel zuständige BMG-Abteilungsleiter Thomas Müller. Die Corona-Pandemie habe dazu beigetragen, dass diese Rolle der Großhändler in der Regierung und der Politik sehr deutlich erkannt worden sei. In diesem Sinne sicherte er zu, dass die Bedeutung und die Unverzichtbarkeit des Pharmagroßhandels im weiteren politischen Prozess Beachtung finden und anstehende Entscheidungen entsprechend mit Augenmaß getroffen werden. Das griff der PHAGRO-Vorsitzende Freitag gerne auf: „Der Austausch läuft gut, die Argumente werden gehört. Aber wir wünschen uns alle, dass Dinge entschieden werden.“

Fotos: Tobias Koch und PHAGRO