Pharmagroßhandel fordert gesetzliche Regelung des Vertriebsweges für Medikamente


Der Bundesverband pharmazeutischer Großhändler -PHAGRO- e.V. fordert die Aufnahme des „Prinzips des vollversorgenden, herstellerneutralen Pharma-Großhandels“ in das deutsche Arzneimittelgesetz als einzige Form des Medikamentenvertriebes in Deutschland. Nur so könne die bewährte und effiziente Patientenversorgung durch die Apotheken auch zukünftig aufrecht erhalten werden. Pharma-Großhändler liefern heute bis zu fünf Mal täglich jedes gewünschte Medikament in die Apotheken. „Gleichzeitig ließen sich durch eine solche gesetzliche Regelung auch die Gefahren für die Arzneimittelsicherheit minimieren“, so Dr. Thomas Trümper, Vorsitzender des PHAGRO, im Rahmen einer Pressekonferenz zum 5. Pharma-Großhandelstages in Berlin. Weiterhin wäre für alle beteiligten Marktteilnehmer, wie Pharma-Hersteller und Krankenkassen, die höchste Form der Transparenz gewährleistet.

Eine von der Unternehmensberatung Deloitte erstellte Studie über die Situation und Zukunftsperspektiven des Pharma-Großhandels in Deutschland hat ergeben, dass die 16 Mitgliedsfirmen des PHAGRO nach wie vor die effizienteste, schnellste und qualitativ beste Form des Arzneimittelvertriebes gewährleisten. Die Verfasser der Studie sehen dieses Modell jedoch vor allem durch den zunehmenden Handel auf Sekundärmärkten sowie durch das Aufkommen von Arzneimittelfälschungen gefährdet, weil die bewährte Lieferkette umgangen werde. Weiterhin gerate das Geschäft des Pharma-Großhandels in seiner bisherigen Form durch eine strukturelle Veränderung des Arzneimittelportfolios unter Druck, es komme zu spürbaren Ertragseinbußen. Der Großhandel schlägt auf die Produktpreise eine festgelegte Spanne auf. Die Koppelung des Erlösmodells an den Preis mache das Geschäftsmodell ebenfalls anfälliger für die strukturellen Veränderungen der jüngsten Vergangenheit (z.B. die Gesetze GMG, AVWG und GKV-WSG).

PHAGRO-Vorsitzender Trümper: „Wir wollten mit dieser Studie einen Spiegel vorgehalten bekommen, offen und fair, um unsere Situation im Markt der Arzneimitteldistribution zu erkennen und die richtigen Weichen für die Zukunft zu stellen“. Dabei zeigt die Studie auch neue Möglichkeiten auf, die eine sichere und effiziente Versorgung der deutschen Bevölkerung mit Medikamenten auch weiterhin optimal gewährleiste und gleichzeitig den Pharma-Großhandel als idealen Partner für Pharma-Hersteller, Krankenkassen und Apotheken positioniere. Neben einer breiten Öffentlichkeitsarbeit für ihr umfassendes Leistungsportfolio empfehlen die Studienverfasser dem Pharma-Großhandel das Setzen von Industriestandards. Dazu zählen die Zertifizierung der Lieferkette, der Ausbau maschinenlesbarer Packungskennzeichnungen sowie der verbesserte Datenaustausch.

„Der PHAGRO als Bundesverband will mit dieser Studie die Rahmenbedingungen für den Pharma-Großhandel in Deutschland mitgestalten“, so Trümper. Dazu gehöre vor allem die Forderung nach dem gesetzlich verankerten Vertriebsweg. „Es bleibt jedoch jedem Mitgliedsunternehmen selbst überlassen, individuelle Lösungen im Rahmen ihrer Geschäftstätigkeiten umzusetzen“.

Der 5. Pharma-Großhandelstag dient vor allem dem Dialog und dem Austausch mit Apotheken, Pharma-Herstellern, Krankenkassen und Politik. Die Studienergebnisse sollen vorgestellt und in einer offenen und vertrauensvollen Atmosphäre diskutiert werden. Vor allem die aktuellen Entwicklungen – zum Beispiel die Rabattverträge zwischen Pharma-Herstellern und Krankenkassen und die damit verbundenen Lieferengpässe einzelner Medikamente – zeigten deutlich, wie wichtig ein frühzeitiger und umfassender Austausch aller am Lieferprozess beteiligten Parteien sei.